Rund ums Bahnfahren

Kinderreporterin Emilia befragt eine Lokführerin

Emilia trifft die Lokführerin Siegrid Zscherneck und klärt mit ihr die Frage, wer eigentlich die Chefin im Zug ist. Siegrid Zscherneck hat die Ausbildung zur Schienenfahrzeugschlosserin gemacht und sich zur Lokführerin spezialisiert.

 Emilias Interview mit der Lokführerin Siegrid Zscherneck 

Emilia: Hallo Siegrid, wer ist eigentlich die Chefin im Zug – die Zugführerin oder die Lokführerin?
Siegrid: Wir sind ein Team. Dennoch gibt es natürlich wesentliche Unterschiede. Genau genommen ist es so, dass Zugführer keine Züge fahren können. Lokführer dürfen es – und sie können mit Auftrag auch die betrieblichen Aufgaben eines Zugchefs wie die Abfertigung übernehmen. Um die Fahrkartenkontrolle und Reisendenbetreuung müssen sich dann andere Mitarbeitende kümmern.

Emilia: Woher weißt du, dass du losfahren darfst?
Siegrid: Zur Abfahrzeit muss der Zug technisch und betrieblich vorbereitet sein. Auch die Zustimmung des Fahrdienstleiters muss vorliegen. Alle Ladevorgänge sowie das Aus- und Einsteigen der Gäste müssen beendet sein. Dann werden die Türen geschlossen und der Auftrag zur Abfahrt wird erteilt.Emilia: Wie fährt man einen ICE?
Siegrid: Ganz anders als ein Auto. Statt ein Gaspedal im Fußraum gibt es das Führerpult mit ganz schön vielen Schaltern, Monitoren und Hebeln! Unten ist aber eine wichtige Taste, die Sicherheitsfahrschaltung Sifa. Die muss ich mit dem Fuß drücken und alle 30 Sekunden kurz loslassen. So weiß der Zug, dass ich einsatzfähig bin. Mache ich das nicht, warnen mich ein Leuchtmelder und ein Ton, bevor der Zug automatisch stoppt.
Wie fährt man einen ICE?

Emilia: Wie weit kannst du fahren?
Siegrid: Ich darf in Deutschland bis Hamburg, Dortmund, Berlin, Leipzig, Nürnberg, Siegen und Stuttgart fahren. Und nach Paris fahre ich über Saarbrücken und Straßburg. Alles jeweils ab Frankfurt.

Emilia: Woher weißt du, wohin du fahren musst?
Siegrid: Das steht in meinem Dienstplan. Jeder Triebfahrzeugführer kennt seine zu befahrenden Strecken. Und der Zuglauf steht auch genau fest – also wohin ich fahre und an welchen Bahnhöfen ich dabei anhalte.

Emilia: Wie war deine allererste Fahrt als Lokführerin?
Siegrid: Sehr aufregend und sie ist schon mehr als drei Jahrzehnte her.

Emilia: Gibt es einen Unterschied zwischen einem Lokführer und einem Triebwagenführer?
Siegrid: Offiziell spricht man vom Eisenbahnfahrzeugführer oder Triebfahrzeugführer. Das versteht natürlich keiner. Im Fernverkehr fahren wir Triebzüge oder Reisezüge mit einer Lok. Deshalb sagen wir einfach nur Lokführer. Darunter können sich viel mehr Menschen etwas vorstellen.
Gewusst?
Zugchefinnen und Zugchefs können keine Züge fahren. Aber Lokführerinnen und Lokführer können im Nahverkehr die Zugabfertigung vor der Abfahrt übernehmen – eine der Aufgaben des Zugchefs.

Emilia: Bist du von einer Fahrt mal nicht zurückgekommen? Und hast du deshalb immer frische Wäsche und eine Zahnbürste dabei?
Siegrid: Nicht nach Hause zu kommen, passiert äußerst selten, da es meist mit einem Unwetter im Zusammenhang steht. Dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mich nach Hause zu bringen. Bis zur nachfolgenden Schicht müssen ja auch Ruhezeiten eingehalten werden.

Emilia: Kannst du auch andere Züge fahren als den ICE?
Siegrid: Ja, ich darf Dampfloks mit Kohle heizen und fahren. So eine Lok spürt man mit allen Sinnen, weil es nur wenig Überwachungsgeräte gibt. Auch den TGV nach Paris kann ich fahren. Oder Diesellokomotiven, E-Loks und Steuerwagen – also den Intercity 1, Autoreisezüge, Nachtzüge und ganz neu den Intercity 2 Doppeldecker.

Emilia: Machst du zu Hause auch noch Fahrspiele am Computer?
Siegrid: Nein, aber jeder Lokführer muss einmal pro Jahr eine Übungs- und eine Überwachungsfahrt mit dem Simulator machen. Dabei üben wir auch außergewöhnliche Situationen, z. B. wie wir uns verhalten, wenn ein Baum bei einem Sturm aufs Gleis fällt.

Emilia: Hast du einen Lieblingszug?
Siegrid: Nein, ich mag die Abwechslung.

Emilia: Ist es dein Traumberuf, Lokführerin zu sein?
Siegrid: Ganz klar: ja!

Emilia darf auch einmal durch das Mikrofon unsere Reisenden begrüßen.
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